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47. Die Empfindungen

Ja, ja, die Empfindungen. Jeder hat sie, jeder lebt sie, zwangsweise. Dagegen kann man einfach nichts tun, es kommt einem halt, an und wann. Mir auch, ehrlich. Zumeist wird mir speiübel dabei, wenn's mir kommt. Wenn ich sehe was aus der Empfindung, den "good vibrations" gemacht wird.

Okay, ehrlich, mir geht es heute auch nicht gut. Bei einem Internet Projekt, das ich unbedingt machen möchte gab's einen Rückschlag. Bietet da doch einer das, wofür ich drei Monate Arbeit prognostiziert habe, kostenlos an. Nun, natürlich nicht dasselbe, da wär´ noch was zu sagen über die Qualität. Ich habe dem Hofrat geschrieben, um den ich mich schon einige Zeit gedrückt hatte – danach. Nachdem ich schlechte Empfindungen habe, kann ich einfach nicht beurteilen ob der gut geschrieben ist oder nicht. Aber ich laß es einfach einmal stehen, ohne gleich wie wild um mich zu schlagen.

Ich knirsche also mit den Zähnen, innerlich. So ein Koffer, bietet das gratis an, nur werbefinanziert! Ich könnt´ ihn würgen, den Affen. Sehen Sie, es ist doch auch zu was gut. Ein guter Einstieg in das Thema Empfindungen. Ich nehme es mir jetzt, das Thema. Hab mich schon seit Wochen darauf gefreut. Jetzt, wo ich nur mehr ein wutentbranntes Triebbündel bin, jetzt kann ich es schreiben. Zur Eigentherapie.

Analysieren wir doch nochmals, was ich ohnehin schon weiß. Ich bekam eine Information, empfand sie und entwickelte Gefühle. Stellte mir unterbewußt vor, wie ich dem die Hände um den Hals lege. Und lasse sofort wieder los. Nein, nein das ist nicht meine Art. Aber es zeigt deutlich den Weg. Information empfinden – Gefühle entwickeln – denken. Und der ist völlig falsch.

Viele Menschen handeln so – unbewußt. Fühlen sich gut bei einem anderen Menschen, lieben ihn also bedingt, um dann Gefühle zu entwickeln. Dann sprechen sie von der großen Liebe und in logischer Folge vom befreien. Sie meinen damit meistens einen anderen Menschen, die ehemalige große Liebe, von dem sie sich sofort und auf der Stelle befreien müssen.

Fast drängt es mich zu sagen: "Sie fühlen was im Unterleib und entwickeln dann eine Logik, um das wahr werden zu lassen, was sie empfinden". Sehen Sie, das ist Trieb. Weil der mir so unsympathisch ist schlage ich ihm mit der Faust ins Gesicht. Weil ich mich so gut fühle, beim eindringen, hat mein –jetzt schon gestriger- Lebenspartner alles falsch gemacht was nur falsch zu machen war.

Sehen Sie, das ist Logik. Gratuliere, was für eine erbärmliche Viecherei das ist. Unterste Schublade. Wissen Sie jetzt, warum ich es zum Erbrechen finde?

Aber sind wir nicht ungerecht. So ist es, das Leben, der Sumpf, den wir Leben nennen. Das Dumme daran ist, wir haben kein anderes. Es gilt zu lernen damit umzugehen, zu erkennen, daß Empfindungen nichts weiter sind als Eindrücke des Augenblicks, Wallungen wenn sie so wollen.
In die jetzt Logik und Intellekt hineinlegen zu wollen, kann wohl nur uns Menschen einfallen. Das haben Sie nicht verdient, die Empfindungen. Oder wollen Sie etwa einem Stein Leben einhauchen? Ich habe das oft so definiert, das Empfinden. Greif unbewußt auf eine Herdplatte und...AUA HEISSS!

Au, das tut weh. Das, und nur das ist Empfindung. Ein Affekt, ein Impuls, aufgenommen durch unseren Körper, getragen vom Nervensystem. Und sagen Sie nicht, wenn's im Bauch kribbelt vor lauter Geilheit, das entstände alles nur im Kopf. Das hätten Sie wohl gerne, was? Damit wäre es so einfach wie man es uns glauben machen möchte. Das Entsetzten beim Aufwachen wenn es der falsche Partner war, das ja, das ist Gefühl, das Kribbeln nicht, das ist nur Empfindung.

Ich denke, so betrachtet klingt das ja wie ein Witz, ein schlechter Scherz, wenn es nicht so traurig wäre. Ein Großteil unseres Lebens ist auf das Kribbeln im Bauch aufgebaut. Die Resultate des menschlichen Fortschreitens von der gleichen Effizienz wie die einer Seeanemone beim Fische fangen. Die Chancen, es richtig zu machen stehen, da wir dann ja auf eine Ja/Nein Entscheidung bestehen, fünfzig zu fünfzig.

Sehen Sie, wie super wir sind? Wir haben es geschafft, Wir haben es tatsächlich geschafft, bei unserer Entscheidung eine fifty fifty Wahrscheinlichkeit zu erreichen. Wir können uns auf die Schulter klopfen. Nur, weil wir positiv denken können, haben wir diese Chancengleichheit erreicht. Man muß das doch einfach empfinden können, dann wird es schön sein. Das ist doch ganz klar. Kann ja nicht anders sein.

Also bevor wir jetzt zur Siegesfeier schreiten, möcht´ ich doch bitt´schön in aller Bescheidenheit was anmerken. Ned bös sein ja? Eine Ja/Nein Entscheidung ist immer fifty fifty. Das ist Naturgesetz. Es kann nicht anders sein. UND – damit ist sie kein Vorgang, der von uns beeinflußt wird. Wir haben gar nichts entschieden und können es auch nicht. Das Andere war nur mein dummes Geschwätz.

Naja, war ma halt a bisserl oberflächlich. Macht doch nix. Das is ma doch in Gesellschaft. Sagen doch sogar alle Bücher des guten Benimms, daß wir in Gesellschaft nur small talken sollen. Sonst simma doch unhöflich, ned war?

Ich für meinen Teil habe mich entschieden, gern unhöflich zu sein. Ich liebe es mittlerweile, diese positiv Denker in die Flucht zu schlagen, und zwar blitzartig. Ich schaffe solche Diskussionen einfach nicht mehr. In Demut schaue ich dann auf die großen Denker, wenn in mir der Zorn hochsteigt, ob dem blöd, stumpfsinnig oberflächlichen Gerede, und huldige ihnen und ihrer Milde. Ich kann es noch nicht, das Milde betrachten, hoffe, es aber noch zu lernen.

Meine Erkenntnis ist, daß ich gerne positiv denke. Aber jemanden über den Weg der Informationsbeschaffung zu informieren, wäre meist töricht. Ich sage, nur wer die größtmögliche Informationsvielfalt zur Verfügung hat, ist überhaupt entscheidungsfähig.

"Hasch mich, ich bin der Frühling!" Es kann mich nicht mehr treffen. Ich lebe im Sommer, der Winter ist mir zu kalt. Den ignorier´ ich einfach. Und, Herrschaften, das kann ich, denn ich bin. Ich weiß zwar nicht genau was, Geisteswesen, Fleischesmasse oder doch nur Tier, aber ich bin. Das ist doch schon Verpflichtung genug, uns nicht von unseren Empfindungen und Trieben beherrschen zu lassen, dieses ich bin, oder?

Da ich oft dieses "..., oder?" verwende, muß ich es wirklich einmal herzhaft tun: "ODR!". So wie sich's gehört. Das wird meist im Ländle (Vorarlberg) so gemacht. Es befreit, glauben Sie mir. Und es ist erst gefühlt und dann empfunden. So herrlich ist es. Hätt ich es nur so geschrieben, könnt´ man ja meinen es wär ein Tippfehler. In diesem Fall wär es dann nur empfunden.

 

Der Abend

Schweigt der Menschen laute Lust,
rauscht die Erde wie in Träumen
wunderbar mit allen Bäumen,
was dem Herzen kaum bewußt,
alte Zeiten, linde Trauer,
und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788 – 1857)

 

Der Spaziergang mit dem Herrn

Eines Nachts hatte ich einen Traum.
Ich träumte, daß ich mit dem Herrn am Ufer des Meeres entlangging.
Am Himmel flammten Szenen aus meinen Leben auf.
Bei jeder Szene entdeckte ich zwei Paar Fußabdrücke im Sand,
ein Paar war von mir, das andere vom Herrn.

Als die letzte Szene meines Lebens aufflammte,
sah ich mich um nach meinen Fußspuren im Sand.
Ich bemerkte, daß oftmals auf meinem Lebenspfad
nur eine Fußspur zu sehen war.
Und es fiel mir auf, daß dies immer während der
dunkelsten und traurigsten Zeiten meines Lebens geschehen war.

Dies bewegte mich sehr und ich fragte den Herrn,
weshalb das so sei:
"Herr, als ich mich entschloß, Dir nachzufolgen,
versprachst Du mir, meinen ganzen Weg mit mir zu gehen.
Nun habe ich aber bemerkt, daß in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur ein Paar Fußabdrücke zu sehen sind.
Ich verstehe nicht, warum Du mich allein gelassen hast,
als ich Dich am allermeisten nötig hatte."

Der Herr antwortete:
"Mein teures, liebes Kind,
ich liebe Dich und würde Dich nie allein gelassen haben
während der Zeiten des Leidens und der Anfechtung.
Wenn Du nur ein Paar Fußabdrücke gesehen hast,
so war das deshalb,
weil ich Dich getragen habe."

aus DAS LOB 8/1988
 


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